Man unterscheidet zwischen Kommunikation und Information.
Jede menschliche Kommunikation ist ein komplexer Vorgang zwischen zwei oder mehreren Individuen.
Jede Kommunikation ist an eine Situation gebunden. Eine Situation ist die Gesamtinformation, die in einem gegebenen Augenblick den Mensch erreicht. Diese Informationen kommen sowohl von außen, als auch von innen. Das "worüber man redet" ist somit immer eingebunden in situatives Kontinuum. bei einer Kommunikation ist es üblicherweise so, dass es einen ständigen Rollenwechsel zwischen Sender und Empfänger gibt.
Eine Information dagegen ist eine Mitteilung, die von einem Menschen zu einem anderen Menschen lediglich als die Richtung vom Sender zum Empfänger in Erscheinung tritt. Der Empfänger kann zwar auch auf eine Information hin "antworten", doch wird die Antwort in ihrer sprachlichen Erscheinungsweise immer anders sein als die der Information. Z.B.: Auf einen Befehl hin ("geh jetzt ins Bett...") wird der oder die Angesprochene kaum wieder mit einem Befehl antworten, sondern vielleicht mit einer Bitte, oder eben mit "Gehorsam". Auch bei der Information spielt der situative Kontext eine wesentliche Rolle. ("Nichts ist älter, als die Tageszeitung von gestern".)
Man kann sich vorstellen, dass situative Zusammenhänge bestehen, die es sinnvoll erscheinen lassen, eine Information dauerhaft wirksam werden zu lassen. Z.B. als Verkehrszeichen, als Lernbuch, als Grenzpfahl, als Heiligtum, als markierter Besitz, oder eben auch als Bild.
Dazu muss die Information einem relativ festen materiellen Körper anvertraut werden, Stein, Metall, mindesten Papier. So einen materiellen Körper, der zum "Aufbewahren" oder "Transport" von Information dienen soll, und entsprechend geformt wurde, nennen wir ein Medium oder auch "Kanal". Der Begriff "Kanal" drückt dabei eher den materiellen Charakter dieser informativen Verbindung aus, der des "Mediums" eher den informativen Charakter. (Ein Fernsehapparat, der nicht eingeschaltet ist, würde man nie als Medium empfinden.)
Von dem Moment an, in dem der Sender seine Absicht quasi aus seinen Körper entlässt, bis hin zu dem Moment, wo diese wieder im Körper eines Empfängers angenommen wird, sprechen wir vom Medium. Es muss irgend etwas den Körper des Senders verlassen und auf irgendeinem Weg zum Körper des Empfängers gelangen. Wir können uns nur vorstellen, dass dieser Transport auf materiellem Wege geschieht. Dies eben ist der "Kanal".
Der Kanal ist sozusagen der Lkw, der mit einem Gut beladen zu einem Kunden fährt. Der Lkw bleibt in seiner materiellen Struktur weitgehend davon unberührt, was für ein Gut er transportiert, Das Transportgut jedoch muss den Transportbedingungen entsprechend angemessen verpackt sein.
Wenn ein materielles System so mit einer Nachricht verquickt ist, dass es die Nachricht dauerhaft und unabhängig vom Sender transportiert, dann handelt es sich um ein sogenanntes "indirektes Medium". Der Mensch ist also in der Lage, materielle Transporte zu konservieren, und Informationen materiell an Kanäle zu binden.
Beispiele für solche dauerhaften Kanäle: Das Buch, das Notenheft, das Bild, die Skulptur, das Gebäude, die CD-Rom, die Schallplatte, die Kassette, das Tonband, ... etc.
auch bei der direkten Kommunikation braucht es Kanäle: Wenn man spricht, werden die Worte über (materiell) bewegte Luft übertragen, das Auge nimmt (durch materielle Veränderungen ausgelöste) Helligkeits- und Farbveränderungen wahr, Zunge und Nase brauchen Moleküle, um ihre Sinnestätigkeit zu entfalten, und auch die Haut braucht materielle Einwirkungen, um einen Sinnesreiz zu empfinden.
Die Kanäle haben über das hinaus, was sie transportieren sollen auch eine eigene Qualität, die mittransportiert wird. (Bei einem vollbesetzten Auto werden 70% der Energie dafür verwendet das Auto selbst zu transportieren...) Diese Qualität merkt man normalerweise kaum, aber sie ist dennoch sehr bestimmend. Wir nennen diese Qualität die "Eigengesetzlichkeit des Mediums".
Einschränkungen beim indirekten Medium
Ein indirektes Medium kann nicht die Gesamtheit der situationsbedingten Informationen speichern, sondern nur ein bestimmtes "Segment", eine begrenzte Menge. Diese Menge hängt ab von der Beschaffenheit des materiellen Systems. Jeder Kanal hat somit seine innere Gesetzmäßigkeit; einem Stück Holz kann man andere Informationen anvertrauen, als z.B. einem Tonband oder einer Leinwand.
Wenn der Sender einem materiellen System seine Absichten anvertraut, wird er sicherlich das Medium wählen, welches seinen Zwecken am ehesten entspricht. Es kann aber auch vorkommen, dass alle materiellen Systeme, die ihm zur Verfügung stehen, nur einen Teil dessen zum Ausdruck bringen können, was er eigentlich "sagen" will. Dann kommt es zu Informationslücken, die nur kompensiert werden können durch andersartige Informationen, z.B. einer guten Kenntnis der Person des Senders oder des situativen Bezuges in dem die Aussage "zu verstehen" ist.
Bei einem indirekten Medium kommt deswegen erschwerend für den Empfänger hinzu, dass er immer die eigene gerade jetzt erlebte Situation mit wahrnimmt, die der Sender natürlich überhaupt nicht im Blick haben konnte. (Man denke an Bilder, die vor vielen Jahren gemalt wurden.) Damit wird der Sender verleitet den eigenen situativen Kontext mit der Information zu koppeln. Dies nennt man "Projektion".
Vorteile des indirekten Mediums
Die relative "Wichtigkeit" die das indirekte Medium (z.B. ein Buch) erlangen kann, ist u.a. aus folgenden Ursachen abzuleiten:
Es ist dauerhaft. Dadurch kann es immer und immer wieder rezipiert werden. "Es prägt sich ein".
Es ist kontextunabhängig. Dadurch hat es einen größeren "Wahrheitsgehalt", es ist "allgemeingültig".
Es ist "einfach" - gegenüber der komplexen "Wirklichkeit" der sich ständig verändernden Situation.
Es ist als materielle Struktur bereits durch menschliches Denken vorgeformt. Deswegen ist es leichter zu verstehen, es "leuchtet ein".
Damit ein materielles System überhaupt Träger einer Information werden kann, muss es geformt werden. Form ist eine entscheidende Kategorie bei der Übertragung von Botschaften.
Das (beliebige) materielle System, welches zur Übertragung von Informationen dienen soll (Holz, Rauch, Papier und Bleistift, Wasser, Haut, Haare, Blumen, und was man sich sonst alles so vorstellen kann) kann jeweils in Beachtung der chemisch-physikalischen Eigenschaften dieses Elements in eigentümlicher Weise geformt werden. Wasser kann man z.B. zu Springbrunnen und Tropfkonzerten formen, Holz zu Schnitzwerk oder Skulpturen, oder einfach einem Wegweiser, mit Rauch kann man Rauchzeichen vermitteln usw.
Nun hat jedes materielle System ja schon von sich aus eine Gestalt, die für die natürliche Seinsform dieses Materials vorgegeben ist. Durch Erfahrung kennt man die natürlichen Erscheinungsweisen des Materials. Zum Zeichen wird die "Formulierung" dann, wenn eindeutig mit dieser ein kommunikativer Zweck verfolgt wird, also eine menschliche Intention dahinter vermutet werden kann. Das materielle System ist durch die Einwirkung einer menschlichen, gezielten Aktivität verändert. Der Zweck dieser Veränderung liegt bei einem Zeichen in der kommunikativen Absicht.
Der Empfänger muss nun in der Lage sein die wahrnehmbare Formulierung des materiellen Systems als Trägermaterial einer Nachricht zu identifizieren. das geht nur über Zeichen-lernen. Es müssen Konventionen existieren, die die Formulierung im Sinne der Intention erfahrbar bzw. erkennbar machen. Das ist das Grundprinzip einer jeden Sprachform.
Ist die Veränderung/Formulierung zwar erkennbar, aber nicht interpretierbar, kann der Formulierung also vom Rezipienten keine Bedeutung beigemessen werden, handelt es sich um ein Signal. Auch ein Signal ist Anzeichen eines Eingriffs in die "normale" (d.h. physikalisch/chemische Selbstverständlichkeit) Struktur eines materiellen Systems. Aber man kann nicht erkennen, welche Ursachen und Gründe für diese Veränderung bestehen. Man weiß oft auch nicht, wer diese Veränderungen bewirkt hat.
Ist die Ursache in der Wechselwirkung natürlicher (bekannter) Phänomene begründet, dann handelt es sich um "Anzeichen".
Das "Eisenbahnsignal" der Umgangssprache ist also kommunikationstheoretisch ein Zeichen. Die dunkel heranziehenden Wolken sind Anzeichen vielleicht für ein Gewitter. Die aus dem Weltall kommenden Radiowellen sind Signale.
Ohne Sprache gibt es keine Information und keine Kommunikation. Es gibt die unterschiedlichsten Sprachformen: Augenzwinkern, sich schminken, tanzen, streicheln, lachen, die Mimik, die Gestik, die Mode, die Architektur, die Bildhauerei, das Buch, der Brief, das Bild, die Oper, das Ballett, die gesprochene Sprache, das Kino, das Konzert, das Autorennen, usw.
Jede Sprache kann mit anderen Sprachformen gekoppelt sein, manchmal stören andere Sprachformen, wie etwas wenn der Nachbar im Konzert vor sich hin spricht...
Jede Sprache beruht auf Konventionen, auf Regeln, die man erlernen muss. Wer die Regeln nicht kann, versteht die Sprache nicht.
Aber es gibt auch Sprachen, die man nicht lernen muss, wie z.B. die Mimik. Das sind dann "Primärsprachen" im Gegensatz zu den erlernbaren "Kultursprachen".
Die bildende Kunst ist eine Sprachform, die primärsprachliche Elemente wie z.B. die Farbe ebenso wie kultursprachliche wie z.B. "richtig" malen beinhaltet. Die gesprochene Sprache ebenso: zu den Worten gesellen sich die Intonation und Lautstärke, die primärsprachliche Elemente sind. (Kurt Schwitters "Ursonate")
So kommt es dass man im Ausland dennoch sich mit den Menschen "verstehen" kann, da die Kommunikation zu weiten Strecken auch über die Primärsprachen möglich ist.
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