Zum symbolischen Charakter der Icons:
Die „cut-outs", aber auch komplexere „Superzeichen", nämlich die „Icons", sind in ihrer 'Bedeutung', ihrer 'Denotation' über eigene Erfahrungszusammenhänge, aber auch über kulturelle Einflüsse lernbar.
Dieses Lernen von bildnerischen Icons ist eine Angelegenheit, die sich im vorsprachlichen Bereich vollzieht, und die unserer Erinnerung weitgehend entzogen ist. Dabei vermischen sich mit den einfachen cut-outs ('Kerze', 'Löffel', 'Teddy', 'Mama' ...) ganze Welten von Zusammenhängen zwischen der tiefensymbolischen und individualsymbolischen Wahrnehmung von Wirklichkeit, die allerdings im Bereich des Ikonischen eine bestimmte Konstanz aufweisen müssen, damit sie auch lernbar sind. Dazu gehören dann solche Ikone wie das 'Elternhaus', der 'Schulweg', 'Wien', 'Badeurlaub' etc. Und diese Ikone kann man dann auf einem Bild in Form eines Motivs wiedererkennen, was offenbar eines der wichtigsten Elemente bildnerischer Rezeptionstätigkeit darstellt.
Das Lernen von Icons als symbolischer Repräsentation der Realität geschieht auf zweierlei Weise: die direkte Erfahrung ermöglicht ein Herauslösen von situativen Konstanten aus dem Gesamtfeld der (amorph-situativen) Realität auf Grund der relativen Beständigkeit dieser Konstanten. Dazu gehört z.B. 'Elternhaus', der 'Schulweg', 'Wien'.
Über die Fähigkeit zur Abstraktion kann der Mensch diese Konstanten auf das hin konzentrieren, was "wesentlich" ist, und damit eine andere Kategorie von Konstanten erfassen, die eine Gruppe von Eigenschaften als Gemeinsamkeit bei verschiedenen situativen Konstanten wiedererkennt. Hierzu gehört z.B. der Badeurlaub, der sicherlich jedes Mal verschieden ist, aber unter bestimmten Gesichtspunkten (eben Abstraktionen) auch ähnlich oder gleich ist.
Auch sehr unbeständige Erscheinungsformen der Realität können so begrifflich erfasst werden, wie z.B. ein Blitz. Wenn man nämlich die einzelnen Elemente, die man bei situativen Konstanten erfassen kann isoliert und daraus eine "Eigenschaft" macht (z.B. beim Regen, bei der Wäsche, bei der Wiese, "nass" - warum ist eine Suppe nie nass? - ) ist man bei dem, was in der Zeichenkritischen Theorie mit dem Begriff des Ungegenständlichen erfasst werden soll.
Hier sind wir aber bei der zweiten Form der symbolischer Repräsentation der Realität, dem kulturellen Lernen. Der Begriff als "Wort" muss von einer Kultur als begriffswürdig aufgefasst werden. Sonst gibt es für ein cut-out auch keinen Begriff, kein Wort. Worte, Begriffe repräsentieren deswegen nicht die Wirklichkeit, sondern das, was eine Kultur als "denkwürdig", "merkwürdig" und "bemerkenswert" auffasst.