Mischungsverhältnisse

Mischungsverhältnisse spielen in der Zeichenkritischen Theorie eine wesentliche Rolle. Diese Idee geht von der Annahme aus, dass sich bei den verschiedenen Individuen in erster Linie die Wahrnehmungsebenen und die Wahrnehmungstendenzen in unterschiedlicher Priorität herausgebildet haben im Laufe ihres Heranwachsens und bezüglich ihrer spezifischen Interesselage. Dabei spielen selbstverständlich sozio-parentale Kommentierungsmuster ebenso eine Rolle wie Zeitgeschichte, Ökonomie und kulturelle Kontexte, auch klimatische und landschaftliche Einflüsse kann man sich hier vorstellen ebenso wie körperliche Voraussetzungen, die ein spezifisches Mischungsverhältnis in der Wahrnehmungsintention hervorbringen. 

Das, was es im Modell der Zeichenkritischen Theorie an Ebenen und Tendenzen gibt (Wirklichkeitsebenen, Wahrnehmungsebenen, Aussageebenen, Rezeptionsebenen dann Wahrnehmungstendenzen, Darstellungstendenzen, Rezeptionstendenzen) kann sich so in vielfältigster Form bei einem jeweiligen Individuum, aber auch innerhalb von Gesellschaftssystemen in höchst differenzierter Weise miteinander mischen und so die individuellen Wahrnehmungs- und Handlungszusammenhänge charakterisieren. 

Die Komplexität dieser Mischungsverhältnisse ist überwältigend; nehmen wir nur an, dass bei der Wahrnehmung sieben Wahrnehmungsebenen und acht Wahrnehmungstendenzen im Spiel sind, und nehmen wir weiter an, dass es für jedes dieser Elemente 10 unterschiedliche Akzentuierungen geben würde - sagen wir mal - von eins bis zehn, dann hätten wir bereits jetzt schon eine fast unüberschaubare Menge von Mischungsverhältnissen, die aber alle auch tatsächlich bei irgendwelchen Menschen vorkommen. Tatsächlich treten noch viel mehr unterschiedliche Mischungsverhältnisse in Erscheinung, da die Möglichkeiten der Mischungsverhältnisse in Wirklichkeit unendlich sind. Schon allein über die individualsymbolischen und indexalischen Tendenzen gibt es für jedes Individuum, und zwar jedes, welches irgendwann einmal gelebt hat, ein ganz persönliches Mischungsverhältnis, welches sich klar von dem eines jeden anderen unterscheidet.

 


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