Kunst und Wissenschaft

zwei ganz verschiedene Dinge.


Einführung     

Die hier angebotenen Überlegungen sind zum großen Teil in einem Rahmen niedergeschrieben worden, der besonders befähigte Berufstätige auf die Abitursprüfung vorbereiten sollte. Innerhalb der "NAP", der "Nichtabiturientenprüfung" im Lande Bremen wurde von 1990 bis 2004 Kunst als wissenschaftliches Prüfungsfach angeboten. So ist dies ganze hier auch als "Lehrbuch" zu verstehen, geht allerdings an vielen Stellen auch weit darüber hinaus.

Kunst als Wissenschaft

Kunst ist das "Schöne", das Reizvolle, das Anregende, das Interessante, das Phantasievolle, das Unberechenbare, auch das Beunruhigende, Störende und engagiert Anklagende.

Wissenschaft gibt sich als das sachlich Neutrale, das Berechenbare, das Überprüfbare, Wissenschaft entzieht sich meist der sinnlichen Erfahrung, und wenn nicht, dann allenfalls um durch "Versuche" einen "Beweis" zu liefern.

Wir müssen an diesem Widerspruch arbeiten. Wir müssen Kunst "objektivieren", also zu einem Gegenstand machen, den wir nüchtern und wissenschaftlich angehen, allerdings ohne die eigentliche Intention von Kunst, nämlich den Menschen innerlich zu bewegen, dabei zu vernachlässigen. Es geht darum, hinter die Kulissen des künstlerischen Prozesses zu schauen und herauszuarbeiten, wie ein Kunstwerk den Menschen packt.

Wir betrachten Kunst als einen besonderen Kommunikationsprozess, bei dem ein Mensch, in einer künstlerischen Form etwas von seiner eigenen Weltvorstellung anderen Menschen mitteilt. Dazu benutzt der Künstler Materialien und Gestaltungsmittel, die geeignet sind, seine Weltvorstellungen dauerhaft sichtbar werden zu lassen. Der Mensch, der sich an der Kunst erfreut, sieht somit nicht in erster Linie den Künstler, sondern einen Gegenstand, ein Bild.

Menschen, die Kunst lieben, haben in der Regel den künstlerischen Prozess vom "Machen" her begriffen und verstanden. Und man nimmt als Kunstliebhaber teil an der besonderen Art und Weise, eben an der künstlerischen Art und Weise, wie ein Mensch Bilder macht. Und diese müssen dann auch kunstvoll sein, also "gekonnt", denn Kunst kommt ja in der Vorstellung der allermeisten Leute von "können".

Dies ist auch selbstverständlich richtig! Nur was ein Künstler können muss, damit es sich um Kunst handelt ist eine Sache, der man auch wissenschaftlich nachgehen kann. Der bloße Augenschein hilft da nicht weiter. Insbesondere modern und zeitgenössische Kunst stellt den Betrachter aber auch den Kunstwissenschaftler vor viele Fragen. Und da Kunst keine immer gültigen Gesetze kennt, wie andere Wissenschaften von sich behaupten, muss immer neu über das, was Kunst sein kann, und was Kunst mitteilen kann nachgedacht werden. Sehr zum Leidwesen von Künstlern und Kunstfreunden wird häufig gesellschaftlich nicht das als Kunst angesehen, was einem selbst am Herzen liegt.

In erster Linie ist Kunst eine Kommunikationsform, die zwischen dem Betrachter und dem Kunstwerk entsteht. Das Kunstwerk muss irgendetwas aufweisen, was dem Betrachter so interessant vorkommt, dass er sich damit beschäftigen möchte. Insofern steht erst einmal der subjektive Zugang zum Kunstwerk im Zentrum der Untersuchung. Dieses ganz persönliche Verhältnis zwischen einem Kunstwerk, einem Künstler, einer ganzen künstlerischen Richtung soll deswegen auch im Mittelpunkt unserer Herangehensweise stehen.

Wir trennen hier - also im wissenschaftlichen Fach Kunst - einmal zwischen dem, was als Kunst durch die Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte beschrieben worden ist, und dem, was für den einzelnen "Kunstliebhaber" als künstlerische Arbeit bemerkenswert erscheint. Zentrum eines subjektiven Zuganges zu Kunst, Kunstwerken und Künstlern ist natürlich immer das , was in besonderer Weise den einzelnen Teilnehmern wichtig ist. Von einer individuellen Einschätzung eines Kunstwerkes herkommend versuchen wir herauszuarbeiten, was man möglicherweise an verallgemeinerbaren Grundlagen daran herausarbeiten kann. Deswegen versuchen wir die subjektiven Einschätzungen auf eine solche Grundlage zu stellen, die für andere Leute nachvollziehbar ist, und die auch - beschreibbar ist.

zur Vorgeschichte