Projekt Bremen-Böhmen - Ziele
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Was hat Bremen mit Böhmen zu tun? - Böhmen liegt am Meer, das schrieb schon Ingeborg Bachmann. Aber darüber hinaus?

Es gibt seit einigen Jahren eine Initiative einiger Bremer Künstler, Kontakte zu tschechischen Kollegen aufzubauen und zu pflegen. Angefangen hatte die Zusammenarbeit mit einem von Pro-tisk mitveranstalteten Symposiums im Herbst 1999 in der westböhmischen Stadt Pilsen, bei dem Künstler, Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler zusammenkamen, um sich mit dem Thema "Gedächtnis" zu befassen. Zusammen mit den tschechischen Kollegen Monika Immrova, Milan Maur, Miroslav Pacner, Frantisek Svatek, Jiri Voves und Jindrich Zeithamml, stellten im Frühjahr 2000 die Bremer Künstler Gazmend Kalemi, Gotthart Kuppel,  Joachim Pohlenk, Thomas Recker, Tilman Rothermel, Wolfgang Schmitz, unter dem Titel "Topografie des Gedächtnisses" in der Westböhmischen Galerie in Pilsen die Ergebnisse des Symposiums aus. Als Gäste eingeladen waren noch Graziella Drössler, Mette Joensen, Claudia Medeiros-Cardoso, Renate Paulsen, Helmut Streich und Eve-Maria Zimmermann.

"Topografie des Gedächtnisses" hieß dann auch das künstlerische Projekt, das im Jahre 2001 von Frühjahr bis Herbst in Bremen Vegesack stattgefunden hat. Im ältesten Speicher der Stadt, dem Vegesacker alten Havenspeicher,  stellten deutsche und tschechische, polnische und niederländische Künstler aus. Die Ergebnisse des Pilsener Symposiums waren zusammen mit den Arbeiten der tschechischen Gäste Vaclav Malina, Jaroslav Rehna, Milos Sejn, Eva Prokopcova, Ivan Kralik und Vojtech Mica Beginn und Zentrum der Ausstellungsserie. 

Die Initiative für diese Zusammenarbeit kam von der Bremer Agentur Protisk, die seit Jahren Kontakte zu der tschechischen Lithografiewerkstatt Art-Print Svoboda hält. In dieser Werkstatt haben einige Bremer Künstler bereits gearbeitet. Nach dem Ausstellungsprojekt in Bremen Vegesack galt es, die Kontakte mit den tschechischen Künstlern zu intensivieren. Denn es ist nicht die Absicht, nur große Events zu organisieren, sondern den kontinuierlichen Austausch zwischen den tschechischen und den deutschen Künstlern voranzutreiben. Auch der Verein Porta Bohemica, der sich zum Ziel gesetzt hat, die kulturellen Kontakte mit der Tschechischen Republik zu intensivieren, unterstützt dieses Anliegen. 

Auf dieser Basis haben sich mehrere Bremer und Bremen nahestehenden Künstler zum Projekt Bremen-Böhmen zusammengeschlossen.

Es geht darum, Interesse zu wecken an unterschiedlichen künstlerischen Entwicklungen in beiden Ländern, um die Erforschung gemeinsamer Positionen, um die Auseinandersetzung mit divergierenden Sichtweisen. Zentrales Thema  ist das "Gedächtnis", das die Suche in der Vergangenheit ermöglicht, mit den Strömungen der Gegenwart verknüpft und auf dieser Basis Neues für die Zukunft entwickelt. Das Thema "Gedächtnis" hat in unserer kurzlebigen Zeit eine besondere Qualität, da die allgemeinen kulturellen Strömungen eher dem Gedächtnis entgegenwirken. Der Verlust an Identität, der mit der Globalisierung droht, ist nur ein Aspekt dieser Amnesie. Es gilt nach den gemeinsamen Grundlagen mitteleuropäischer Geschichte zu forschen und sie in ganz unterschiedlicher Weise künstlerisch zu bearbeiten. So versteht sich das Projekt Bremen-Böhmen auch nicht als eine künstlerisch homogene Gruppe sondern als eine Verbindung ganz unterschiedlicher künstlerischer Positionen, die sich in diesem gemeinsamen Bereich auf einen Topos hin konzentriert. 

Der Gruppe gehören zurzeit folgende Künstler an: Dolf Bissinger, Werner Henkel, Hermann Komar, Gotthart Kuppel, Tilman Rothermel.

Im Jahre 2003 gab es zwei Ausstellungen der Bremer Künstler in der tschechischen Republik und zwar in Karlovy Vary (Karlsbad) und in Vrchlabi (Hohenelbe) (Bissinger, Kiecol, Komar, Rothermel). Im Herbst 2003 stellte in Bremen wiederum Josef Zlamal, ein junger tschechischer Künstler aus Sternberk bei Olomouc, aus. Ende Mai 2004, kurz nach dem EU Beitritt der Tschechischen Republik, wurde eine Ausstellung der Künstler Gotthart Kuppel, Wolfgang Schmitz und Tilman Rothermel in der städtischen Galerie in Trebon (Südböhmen) eröffnet. Es war die erste Ausstellung in dieser Galerie, in der sich deutsche Künstler vorstellten. Weitere Ausstellungen fanden im Sommer 2004 in Olomouc statt und eine Gegenausstellung der tschechischen Künstler in Bremen. In Bremen stellten 2006 Ivan Kralik aus Prag seine Arbeiten aus und 2007 Vaclav Malina. 2008 gab es in der Städtischen Galerie in Pilsen eine große Ausstellung mit 17 Bremer Künstlern.

Libuse Cerna, Tilman Rothermel