Prämisse: Außerhalb unseres menschlichen Bewusstseins gibt es eine Realität, die von unserem Bewusstsein unabhängig ist.
(Der Gestaltpsychologe Metzger stellt dies dar als "Wirklichkeit im ersten Sinne", das außerhalb des menschlichen Bewusstseins Seiende, die "Natur".)
Diese Realität ist (soweit wir das wahrnehmen können) in ständiger Veränderung begriffen, die 'Elemente', die 'Bausteine' dieser Realität sind in ständiger Interaktion begriffen, durch diese Interaktionen entstehen neue Formen von "Wirklichkeiten".
Die Wirklichkeit wirkt.
Realität kann man sich denken als amorph-situatives Kontinuum.
Das Gleichnis vom Schmetterling und dem Reissack in China ist eine Denkhilfe, um sich die globale Vernetzung von allem mit allem vorzustellen. Und dass "da etwas außerhalb von uns ist", zeigen die unterschiedlichsten Versuche, wissenschaftlicher bis hin zu esoterischer Art, dies nachzuweisen. Raum-, Materie- und Zeitgrenzen existieren möglicherweise nur in unseren Köpfen.
Vom Subjekt der Wahrnehmung aus, also aus der Perspektive unseres menschlichen Bewusstseins, sind diese Zusammenhänge 'objektiv', in dem Sinne, dass sie als etwas außerhalb von uns Existierendes wahrgenommen werden können.
Wir als Menschen sind in unserer Körperlichkeit und in der materiellen Beschaffenheit unserer neuronalen Struktur selbstverständlich auch Teil dieser Realität. Wir nehmen an den interaktiven Prozessen der Realität ebenso teil, wie alle anderen Elemente. Sehr viele Prozesse in und durch unsere Körperlichkeit geschehen deswegen normalerweise auch "ohne dass wir etwas davon merken". (Wir verdauen unsere Nahrung, wir hinterlassen Spuren, wir verbrauchen Sauerstoff etc...)
Sobald unsere Sinnesorgane und unser Gehirn aktiv werden, und die Informationen "von außen" - und dazu gehört eben auch unser eigener Körper - als bewusste Wahrnehmung verarbeiten und abbilden, ist diese Wahrnehmung nicht mehr identisch mit dem Wahrgenommenen. Es ist klar, dass die Realität sich nicht als solche in unserem Gehirn wiederfindet. Es findet eine Umformung, ein Übersetzungsvorgang statt, der im O-Modell als O' dargestellt wird.
Die Untersuchung der Übersetzungsvorgänge und damit auch der möglichen Differenzen zwischen dem Wahrgenommenen und der Realität des Wahrgenommenen (die dann auch die Realität wieder erreichen in unseren bewussten Handlungen), sind Gegenstand der Zeichenkritischen Theorie und insbesondere des "O-Modells".