Die anmaßende Kunst
drängt sich in Sachen, die sie nichts angehen, sie plustert sich
auf, wenn Sprachsymbolik sich als Macht aufspielt, sie stellt immer
den eigenen Standpunkt in den Mittelpunkt, auch den der anderen, Sie
ist da tolerant, wo Anmaßung ihren Platz hat, und unnachgiebig
wo andere Menschen und deren Meinungen kolonialisiert werden. Sie
wendet sich deshalb ausdrücklich gegen alle Schulformen, und
gegen die nur auf Grund institutionalisierter Macht verbreitete Lehre,
Sie wendet sich gegen alle Zwänge, die der selbstverständlichen
Freiheit jedes einzelnen Menschen und damit der Gemeinschaft keinen
Raum lassen, Sie unternimmt Aktionen dort, wo selbstverständliche
Rechte angegriffen werden, und sie schützt damit die Natur vor
egoistischer Ausbeutung. Anmaßende Kunst ist konstruktiv, sie
unterbreitet Vorschläge zur Lösung von Konflikten und Problemen,
ohne alles studiert zu haben, sie mischt sich immer dort ein, wo sich
die positiven Helden unserer Märchen und Traumwelten auch einmischen
würden. Anmaßende Kunst ist für die Anarchie der Wirklichkeit,
weil Macht immer zur Zerstörung der Utopie von Freiheit führt,
und die Unfreiheit, die immer existiert, zu einer bequemen Dauerlösung
im Sinne der Mächtigen etabliert. Die Darstellungs- und Aktionsformen
der anmaßenden Kunst sind offen. Alle Formen des Eingreifens
in die Wirklichkeit von Denkmustern sind das Ziel. Dabei wird entschieden
verhindert, die Würde eines Menschen zu verletzen, der selbst
nicht die Würde anderer verletzt. Kritische Achtung vor dem Menschen,
anmaßender Respekt vor seinen Taten ist die Haltung der anmaßenden
Kunst. Der anmaßende Künstler überprüft seine
Aktionen an der Wirklichkeit von Ergebnissen und Auswirkungen seiner
Kunst. Erst in der selbstkritischen Distanz, in der sorgfältigen
Abwägung der künstlerischen Formen erweist sich der anmaßende
Künstler als ein solcher und unterscheidet sich von dem, der
ein solches Kunstverständnis zur Ausübung eigener Machtentfaltung
missbraucht. Die Aktivisten von Greenpeace sind anmaßende Künstler,
Beuys war ein anmaßender Künstler, Rembrandt war ein anmaßender
Künstler. Der anmaßende Künstler stellt keine verkäufliche
Kunst her. Er kann sie natürlich verkaufen, wenn ein Mensch das
Ergebnis seiner Aktion besitzen will und kann. Der Käufer darf
das Ergebnis nicht privatisieren. Alle Urheberrechte bleiben beim
anmaßenden Künstler. Die anmaßende Kunst entzieht
sich dem Kunstmarkt und der Kunstkritik. Die Kunstkritik wird nur
ausgeübt von praktizierenden anmaßenden Künstlern
in solidarischer, auf die Ziele dieser Kunst hin bezogener Art und
Weise. Die anmaßende Kunst verwehrt sich in jedem Fall gegen
die Einmischung von Jurys, Kunstgelehrten, Journalisten, Museumsdirektoren,
Sammlungsleitern, Kulturdezernenten und sonstigen kunstmarktkonform
geklonten Mitmenschen.