Vorbemerkung
In Lektion 13 habe ich von der Möglichkeit einer
subjektiven Analyse gesprochen.
Die "subjektive Analyse" unterscheidet sich von einer
"objektiven Analyse" darin,
dass man bewusst von den eigenen Anschauungen ausgeht, und von diesen dann Schlussfolgerungen
für die Aussage des Werkes ableitet. Es ist jedoch selbstverständlich,
dass diese Überlegungen an Hand des Bestandes überprüft und gesichert werden müssen.
Im Gegensatz zu einer "objektiven Analyse" kann man sich dabei auf die Zusammenhänge beschränken, die für das eigene Interesse von Belang sind. Es wird dabei keine Vollständigkeit aller möglichen Interpretationsansätze erwartet. An Zusatzwissen kommt das zum Tragen, worüber man verfügt, wohl eingedenk dessen,
dass damit auch erhebliche Lücken in der Bearbeitung entstehen. Diese sollten ebenfalls mitreflektiert werden, um weiteren Fragestellungen Raum zu geben.
Die wesentlichen Schritte einer Bildanalyse -
Die
Gliederung einer Bildanalyse nach der zeichenkritischen Theorie
Vorüberlegungen zur Arbeit -
("Bekanntschaft schließen")
- 1. Werkangaben (falls bekannt): Gattung
(Landschaftsbild, Stillleben etc.) und Technik (z.B. Bronzeplastik,
Holzschnitt, Ölbild), Künstler, Titel des Werkes, Entstehungsjahr,
Material (soweit nicht schon genannt), Maße, Ort der Präsentation.
Situativer Bezug der Betrachtung. (z.B. Art und Maße der Abbildung).
- 2. Kurze Beschreibung des Motivs, also dessen,
was man auf dem Bild sieht, bzw. was das Kunstwerk darstellt. Im Falle eines
"ungegenständlichen Bildes" kurze Beschreibung Hauptelemente und
der Beziehung zueinander.
Vorüberlegungen zur eigenen
Wahrnehmung - ("Die eigene Wahrnehmung vorstellen")
- 3. spontane (und vorläufige) Assoziationen
und Anmutungen.
- 4. Vermutungen zur Aussageebene - zum
Aussagemodus (ebenso vorläufig).
- 5. Vermutungen zu den Darstellungstendenzen -
zur Darstellungsweise (immer noch vorläufig).
- 6. Reflexion des eigenen Bezuges zu dem Werk.
Erste Überlegungen, welches Interesse man gegenüber diesem Werk hat.
Versuch, den Untersuchungsgegenstand bezüglich
des bisher Beschriebenen (Punkte 1 bis 6) zu präzisieren. Formulieren von Fragestellungen,
die die weitere analytische Arbeit motivieren und ihr eine Richtung geben.
Einstieg in die "subjektive
Analyse"
- 7. Untersuchung der motivlichen Syntax.
- 8. Untersuchung der bildnerischen Syntax an
Hand der bildnerischen Variablen. - Auseinandersetzung mit den
Zeichenaspekten.
- 9. Darstellung der Zusammenhänge von
bildnerischer und motivlicher Syntax. (Wie ordnet sich das motivlich
Gezeigte dem bildnerischen Zusammenhang zu? Welche Wechselwirkungen bestehen
zwischen Motiv und Bildgestaltung? Wie wird die Wahrnehmung des Motivs durch
die Bildgestaltung beeinflusst?)
- 10. Auf Grund der Ergebnisse unter 7. und 9.
Überprüfung des jetzt erfassbaren Aussagemodus. und der damit
verbundenen Intention, die hinter der Aussage sichtbar wird.
- 11. Auf Grund der Ergebnisse unter 8. und 9.
Untersuchung der jetzt erfassbaren Darstellungsweise und der Unterscheidung
von denotativen und konnotativen Anteilen. Formulieren der Bedeutungs- bzw.
der Bezeichnungsstruktur. (Zuordnung zu eher sigmatischen, bzw. eher
semantisch darstellbaren Darstellungsweisen.)
- 12. Welche Hypothesen ergeben sich nun in
Bezug auf eine mögliche Bezeichnung/Bedeutung, bzw. auf einen verstehbaren
Zusammenhang
des Bildes? Auf welche bisherigen Ergebnisse stützt sich die Hypothese? Wie
definiert sich nun das eigene Interesse bezüglich des Bildes?
- 13. Darstellung des vorläufigen Ergebnisses. Aufzeigen von möglichen Anteilen der eigenen
Rezeptionsintention, die die Analyse mitbestimmt haben können.
- 14. Welche weiteren Fragen öffnen sich?