Vorbemerkung zu den Beispielen: Selbstverständlich sind die Bilder, die hier einer Aussageebene zugeordnet werden damit nicht hinreichend untersucht. Es geht hier nicht um den Aussagemodus als ein bei jedem Bild vorhandenes Mischungsverhältnis verschiedener Aussageebenen, sondern es geht hier um die (noch nicht verlässliche) Anschauung, an welchen Merkmalen man die Aussageebenen überhaupt erkennen kann.
Beispiele für eine O''-Aussage | ||
Henri Matisse, |
Henri Matisse ist ein Meister der Gestaltung. Er ist ein sinnenfreudiger Maler, als "Fauve" unterscheidet er sich von einem deutschen Expressionisten in seiner Leichtigkeit, die bis hin ins scheinbar Verspielte gehen kann. Den Charakter einer O''-Aussage erkennt hier man daran, dass das gegenständliche Motiv zugunsten der Gestaltung zurücktritt, Die Ebene der Figuration ist zwar erkennbar, aber soweit ins Ungegenständliche verlagert, dass sie allenfalls für das Auge noch eine Vexierbildfunktion hat. |
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Georges Braque, Stillleben mit Violine und Krug, 1910, Öl auf Leinwand, 117 × 73 cm |
Der Kubismus ist eine Kunstepoche, in der versucht wird ganz neue Aufgaben in der Kunst zu formulieren. Die zweidimensionale Enge des Tafelbildes (durch perspektivische Verfahren bereits virtuell zur Dreidimensionalität weiterentwickelt) wird in Richtung auf die Darstellung der Zeit erweitert, Mehransichtigkeit von Gegenständen und das ineinander verwoben sein in Zeit und Raum wird zum Thema gemacht. In den Künstlercafés der damaligen Zeit (ca. 1905-10) werden die Theorien von Einstein genauso diskutiert wie die Überlegungen zur Psychoanalyse von Freud. Es geht um die Entdeckung neuer Inhalte und um die angemessenen Ausdrucksweisen diese darzustellen. Den Charakter einer O''-Aussage bekommt das Bild dadurch, dass die Fragen der Formulierung den Betrachter in den Bann ziehen, die Gegenstände, die man eventuell erkennen kann, haben allenfalls eine begleitende Funktion.
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Lyonell Feininger, Gelmeroda, 1919 |
Dieses Bild von Lyonell Feininger hat wesentliche Elemente einer O''-Aussage. Das Bild ist gekennzeichnet durch eine ungemein spannende Anordnung von Linien, die das dahinterliegende Motiv nur zögernd freigeben. Die kristallinen Formen, für die Feininger bekannt ist, sind der Versuch, eine geistige Welt zum Ausdruck zu bringen, die sich hinter der Formulierung erst langsam erschließt.
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