Kritische Filmgruppe, München | |||||||||||
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Sigurd Bischoff, Bernhard Michalski, Ivan Dusanek und ich gründeten im Sommersemester 1970 an der Münchner Kunstakademie das studentische Tutorium "Kritische Filmgruppe". Etwa 20 Studierende der Akademie arbeiteten hier zum Thema "Film in der Warenwelt". Auf der Basis der Theorien von Karl Marx, Walter Benjamin, Wilhelm Reich, Adorno und anderen Vertretern der Frankfurter Schule, etc. und mit der für uns neu entdeckten Semiotik versuchten wir eine kritische Theorie des Films zu entwickeln, die auch in die Praxis umgesetzt werden sollte. Es war das ideologische "Schlachtfeld" der abklingenden Studentenbewegung, militante Gruppen versuchten ihre Dogmen zu etablieren, Traum und Wirklichkeit einer eigenartig verstandenen "Stadtguerilla" wurden diskutiert. Es war die Zeit der beginnenden Baader-Meinhof Gruppe ("RAF"), der Bewegung "2.Juni", der "antiautoritären Kindergärten" und der Kommunen-Bewegung. Die Kunstakademie wurde bemalt, Happenings und Polit-Provokationen waren an der Tagesordnung. Diese Zeit hieß es filmisch zu dokumentieren, es wurde die eigene Position in dieser hitzigen Phase der bundesrepublikanischen Geschichte gesucht und forsch etabliert. Dabei war eine meiner Hauptaktivitäten die Dokumentation verschiedener Ereignisse an der Münchner Kunstakademie. Es entstand der vierzig minütige "Akademiefilm". Aber auch Sigurtd Bischoff und Bernhard Michalsky dokumentierten verschiedene Situationen im Zusammenhang der durchaus unrhigen Jahre... Zwei herausragende Ereignisse bestimmten die Kritische Filmgruppe: Das Obinger Seminar zur Filmtheorie ("Obinger Papier") und das Festival "Kunst und Politik" im Münchener Kunstverein. Sigurd Bischoff und ich gingen im Sommersemester 1972 nach Brüssel auf die Filmakademie (DAAD-Stipendium) und versuchten uns für die weitere Arbeit dieser Gruppe noch mehr Wissen anzueignen. Die Ereignisse allerdings gingen schneller in Richtung Restauration der alten hierarchischen Strukturen an der Akademie als erwartet, sodass bereits ein Jahr später dieses Tutorium nicht mehr aktiv in dem akademischen Geschehen ein Rolle spielen konnte. Inzwischen hat die Kunstakademie München zum "Jubiläum" nach 40 Jahren einen eigenen Film herausgebracht, der etliche Anteile meines "Akademiefilmes" verwendet.
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